1. Entwicklung sicherer und interoperabler Datenräume
Die Fraunhofer-Gesellschaft erforscht und gestaltet technologische Grundlagen für vernetzte Datenräume, die den effizienten, souveränen und rechtskonformen Austausch von Daten ermöglichen. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen profitieren von praxisnahen und skalierbaren Lösungen, die den Zugang zu digitalen Ökosystemen erleichtern.
Ein Ergebnis dieser Arbeiten ist die VDMA-Studie zur Gestaltung eines Manufacturing-X-Datenraums, welche die Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sowie dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) erstellt hat. Die Studie beleuchtet die Anforderungen unterschiedlicher Unternehmensgrößen und zeigt, wie eine digitale Datenökonomie gestaltet werden kann, die Mehrwert schafft und gleichzeitig Datensouveränität gewährleistet.
2. Technologische Umsetzung und Standardisierung
Im Rahmen von Manufacturing-X unterstützt die Fraunhofer-Gesellschaft die Entwicklung dezentraler, Open-Source-basierter Datenräume, die sich flexibel in bestehende Produktions- und IT-Infrastrukturen integrieren lassen. Das Ziel: Ein souveräner, sicherer und interoperabler Datenaustausch über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg.
Dazu entstehen Technologiebausteine, die zentrale Standards und Dienste definieren – unabhängig vom konkreten Anwendungsfall. Diese bilden die technische Grundlage für alle branchenspezifischen Datenräume. Zu den Technologiebausteinen zählen insbesondere:
- Gemeinsame technologische Basis: Offene Standards, standardisierte Datenräume und semantisch definierte Datenmodelle,
- Shared Services: Zum Beispiel Identitätsmanagement, Datenzugriffssteuerung, Datenmarktplätze, Konnektoren & API-Protokolle sowie Vertrauens- und Konformitätsdienste,
- Open-Source-Komponenten: Wie Eclipse Tractus-X oder Verwaltungsschalen (AAS)-Plattformen, domänenübergreifend einsetzbar,
- Technische Infrastruktur für Datenvernetzung, Testumgebungen und Interoperabilitätsprüfungen,
- Datenmodellierung & Austauschtechnologien: Zum Beispiel Digitaler Produktpass (DPP), Asset Data Modeling, Austausch über die Asset Administration Shell (AAS),
- Governance- und Sicherheitsarchitekturen: Für den vertrauenswürdigen und regelkonformen Betrieb verteilter Datenräume.
Die Unternehmen behalten dabei stets die Kontrolle darüber, welche Daten sie mit welchen Partnern teilen. Im Fokus steht nicht nur die technische Machbarkeit, sondern vor allem der konkrete Nutzen für die Industrie.
3. Branchenspezifische Anwendungen für eine vernetzte Industrie
Auf Basis dieser Technologiebausteine unterstützt die Fraunhofer-Gesellschaft die Entwicklung und Erprobung konkreter Datenräume für verschiedene Industriezweige. In enger Zusammenarbeit mit Industriepartnern werden Anwendungsfälle umgesetzt, darunter:
- Rückverfolgbarkeit (Traceability) von Produkten und Bauteilen,
- ESG-Reporting entlang komplexer Lieferketten,
- Dekarbonisierung über mehrere Produktionsstufen hinweg (Product Carbon Footprint),
- Förderung der Kreislaufwirtschaft – vom Design bis zur Wiederverwertung,
- Verwaltung und Nutzung digitaler Produktpässe (DPP),
- Kapazitäts- und Bedarfsmanagement innerhalb und zwischen Branchen,
- Qualitätssicherung und Schadensanalyse in vernetzten Fertigungsprozessen.
Diese branchenbezogenen Use Cases demonstrieren das Potenzial interoperabler Datenräume: Verbesserte Lieferketten, nachhaltige Ressourcennutzung und optimierte industrielle Prozesse. Manufacturing-X versteht sich dabei als ein Ökosystem der Ökosysteme: Unternehmen, die in einem branchenspezifischen Datenraum integriert sind, können an den Mehrwerten anderer Datenräume partizipieren – durch gemeinsame Standards und interoperable Technologien.
Eine Übersicht über aktuelle Projektbeteiligungen finden Sie unten.